Geh nicht nur offen auf Menschen zu
Warum haben Sie am SeitenWechsel teilgenommen?
Es war eine spontane Entscheidung. Ich wollte das Programm gerne kennenlernen, um es unseren Kunden zu empfehlen. Aus der Einladung zum Markttag wurde dann meine spontane Entscheidung, nicht nur über den SeitenWechsel zu berichten, sondern selbst am SeitenWechsel teilzunehmen.
Für welche Institution haben Sie sich entschieden?
Ich habe mich für das Hospiz im Hamburger Süden entschieden.
Es hatte mich sehr berührt, wie Frau Fischer aus dem Hospiz von der Arbeit dort erzählt hat und ich wollte diese Welt kennenlernen, mich selbst in diesem Kontext erleben und was wir in der Wirtschaft daraus lernen können.
Welches Erlebnis ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Mit wie viel Individualität und Würde Menschen im Übergang begleitet werden. Wie freundlich und lebensfroh im Hospiz gearbeitet wird. Professionelle Grundversorgung der Gäste einerseits, aber vor allem die individuelle Begleitung, liebevolle Rituale. Und vor allem, auf den Menschen zuzugehen, zu erspüren: Was möchte er? Nähe, Distanz? Ein Gespräch? Schweigen?
Die Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hospiz beginnt in der Küche. Ich wollte mich gut einbringen und mitarbeiten und doch war ich unsicher und wollte nicht „im Weg stehen“. Umso mehr freute ich mich, dass Marita, die Küchenchefin, direkt auf mich zukam und mich fragte: „Was möchtest du lieber machen: Einen Kuchen backen oder eine Suppe mit dem Thermomix kochen“? Ich entschied mich für den Kuchen, weil ich seit meinem 10. Lebensjahr gerne backe. Und sofort stand ich nicht mehr unsicher herum, sondern fragte nach Schüsseln und Mehl. Wir kamen ins Gespräch und ich lernte Stück für Stück die Gäste im Hospiz kennen. Was wichtig ist bei der Nahrungszubereitung und wer welches Essen bekommt. Am zweiten Tag hatte ich auch direkten Kontakt zu den Gästen. Ich fragte nach Frühstück, brachte das Mittagessen, machte den Abwasch. Ab dem dritten Tag half ich dann in der Pflege: Half bei der Körperpflege, las vor, hielt die Hand, führte Gespräche, hielt Stille aus, guckte in viele glänzende Augen, hielt die Hand eines Mannes, der seinen Sohn und seine Ehefrau schon vor Jahren beerdigt hatte und der sich jetzt ganz allein auf den Weg des Übergangs machte.
Was nehmen Sie mit für Ihre Arbeit?
Geh nicht nur offen auf Menschen zu, sondern hole sie aktiv bei dem ab, was sie gut können. So verlieren sie die Unsicherheit, können sich auf neue Dinge besser einlassen, sich weiterentwickeln und sehr schnell eine echte Bereicherung im Team sein. Ich habe eine Ausbildung in positiver Psychologie – theoretisch wusste ich das. Aber es selbst zu erleben, wie schnell man sich integriert fühlt und seinen Beitrag leisten kann und gleichzeitig soviel Neues lernen kann – das hat mich tief beeindruckt und ich integriere es in meine Arbeit mit Unternehmern und Führungskräften.
Felicitas Saurenbach, Geschäftsführerin FÜHRUNGSWERK HAMBURG I Beratung für Führungskultur & Werteökonomie
SeitenWechsel 2017