SeitenWechsel als Einstieg ins Ehrenamt
Ein Bericht von Anke Ratjen vom Café Augenblicke
Vor einiger Zeit veröffentliche eine der großen, deutschen Tageszeitungen einen Artikel zum Thema Ehrenamt. Die engagierten Menschen würden jünger, hieß es dort. Nun, das ist ehrlich gesagt auch kein Wunder, wenn die Älteren so zahlreich und immer älter werden, dass sie nicht mehr können, wollen oder gar (aus Sicherheitsgründen) nicht mehr dürfen - denke ich mir.
Gerade Corona hat uns das sehr deutlich gezeigt: An weiten Stellen brachen vorübergehend Hilfen und Angebote weg, weil diese zum überwiegenden Teil von Älteren getragen und ermöglicht werden. Corona machte sie alle über Nacht zu einer besonders schützenswerten Gruppe. Zu Recht. Unser Glück im Café Augenblicke war, dass damals ein Ruck durch die Gesellschaft ging. Es gab etliche, die zum Beispiel durch Kurzarbeit Zeit hatten und sich engagieren wollten. Zumindest vorübergehend. Das hat uns sehr geholfen, in diesen herausfordernden Zeiten unsere Angebote für die bedürftigen Menschen aufrechtzuerhalten.
Aber nun müssen wir als soziale Einrichtung schauen und überlegen: Wohin und wie entwickelt sich das Ehrenamt? Was brauchen Menschen, die sich engagieren? Wie wollen sie gesehen werden, worin gefördert und gestärkt und wie viel Spaß muss ein Ehrenamt machen? Wie hoch dürfen die Anforderungen sein?
Als ich vor 15 Jahren die Leitung des Café Augenblicke übernahm, waren es vor allem ältere, sehr zuverlässige Damen, die sich im Rahmen ihres Ruhestandes eine sinnvolle Beschäftigung suchten. Mittlerweile sind wir ein buntes Team mit 20 bis 30 Personen aller Altersgruppen. Es gibt Menschen, die Teilzeit arbeiten und sich bewusst Zeit für ein Engagement nehmen. Es gibt Rentner*innen, Praktikant*innen, Wiedereinsteiger*innen, Menschen, die sich in ihrem Leben neu orientieren und einige mehr. Was mich immer besonders freut: wenn ehemalige SeitenWechsler*innen bei uns ein Ehrenamt aufnehmen. Werner R. ist einer von ihnen. In einem Gespräch mit mir beschreibt er seine bewusste Entscheidung für ein Ehrenamt durch den SeitenWechsel:
„Ich hatte mich 2010 für einen SeitenWechsel im JesusCenter in der Schanze entschieden. Der Wechsel selbst fand im Sommer während der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika statt. Er dauerte eine Woche und war für mich erlebnisreich, spannend und lehrreich. 2016 schied ich als Rentner aus dem aktiven Arbeitsleben aus und fragte mich, wie und wo ich mich ehrenamtlich einbringen könnte. Da ich die Arbeit im JesusCenter in guter und angenehmer in Erinnerung hatte, lag es nahe, mich dort zu engagieren.“
Auch in diesem Sinne ist der SeitenWechsel somit ein sinnvolles und nachhaltiges Projekt. Mit NextGeneration.social gehen wir sogar noch einen Schritt weiter: wir laden den „Nachwuchs“ aus Ausbildung und Studium ein, neue Perspektiven einzunehmen und vielleicht auch einmal ein Ehrenamt auszuprobieren.
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