Wie ist die Lage bei der Tagespflege St. Georg?
SeitenWechsel bietet Perspektivwechsel und Einblicke in Lebenswelten, mit denen unsere Teilnehmer/innen sonst wenig Berührung haben. Diese Einblicke möchten wir auch jetzt, während der Corona-Pandemie, bieten, wenn unsere Arbeit nicht durchführbar ist wie sonst.
Wir haben Gabriele Harloff, Pflegedienstleitung bei Tagespflege St. Georg der Stiftung Alten Eichen gefragt, wie es den Kolleginnen und Kollegen, den Klientinnen und Klienten in ihrer Einrichtung geht.
SeitenWechsel: Wie sieht die Lage bei Ihnen aus?
Gabriele Harloff: Seit dem 17. März 2020 ist angeordnet, dass wir im Rahmen der notwendigen Maßnahme zur Verzögerung der Pandemie alle Tagespflegen für Senioren in Hamburg schließen müssen. Schon im Vorfeld sind einige Gäste von besorgten Angehörige abgemeldet worden. Teils um ihre Lieben zu schützen, teils weil sie selber wegen bestehender Erkrankung zur Risikogruppe gehören. Dadurch, dass es sich angedeutet hat, dass wir den Betrieb werden einstellen müssen, konnten wir uns schon im Vorfeld mit den Pflegediensten, Angehörigen und Betreuern austauschen und den Verbleib unserer an Demenz erkrankten Tagesgäste in ihrer Häuslichkeit planen. Das Tragische ist, dass unsere Gäste gerade auch wegen der Gefahr der Vereinsamung und zur Entlastung der pflegenden Angehörigen in unser Haus kommen.
Wir wissen, dass viele sehr darunter leiden werden, dass sie auf unbestimmte Zeit auf den so geschätzten Besuch in ihrem „zweiten Zuhause“ verzichten müssen. Bereits jetzt bekommen wir Rückmeldungen von Angehörigen, dass sich die Situation zu Hause bei der Pflege und Versorgung deutlich anspannt, da die durchweg dementen Gäste den Sachverhalt gar nicht verstehen können.
SeitenWechsel: Wie können die Menschen Sie als Einrichtung unterstützen?
Gabriele Harloff: Die wirklich wichtigste Unterstützung können wir erfahren, in dem sich ALLE an die geforderten Auflagen halten, damit es zu einer spürbaren Abnahme der Neuerkrankungen kommt. Es ist gerade unser Klientel, unsere Eltern, Freunde und Nachbarn, die es zu schützen gilt. Leider haben das noch immer nicht alle verstanden.
SeitenWechsel: Welche guten Seiten hat die Situation im Moment? Oder was könnte positives daraus entstehen?
Gabriele Harloff: Mich bewegt die Hilfsbereitschaft, die Solidarität, die Anteilnahme oder die Fragen nach der Gesundheit von unerwarteter Seite. Wir sind im Moment alle auf uns selber oder auf unser engstes Umfeld reduziert. Daraus kann auch viel Kraft erwachsen. Über die sozialen Medien wurde ganz schnell, ganz kreativ ein Online-Angebot auf die Beine gestellt. Sei es bei Hilfsangeboten, Wohnzimmerkonzerten oder Podcasts. Dass für so viele das WIR und der Austausch wichtig ist, das macht mir Mut.