Wie ist die Lage im Diakonie-Zentrum für Wohnungslose?
SeitenWechsel bietet Perspektivwechsel und Einblicke in Lebenswelten, mit denen unsere Teilnehmer/innen sonst wenig Berührung haben. Diese Einblicke möchten wir auch jetzt, während der Corona-Pandemie, bieten, wenn unsere Arbeit nicht durchführbar ist wie sonst.
Wir haben Johan Graßhoff, Straßensozialarbeiter im Diakonie-Zentrum für Wohnungslose in Eimsbüttel gefragt, wie es den Kolleginnen und Kollegen, den Klientinnen und Klienten in seiner Einrichtung geht.
SeitenWechsel: Wie sieht die Lage bei Ihnen aus?
Johan Graßhoff: Derzeit müssen viele Einrichtungen, die Hilfe für obdachlose Menschen anbieten, schließen oder haben nur einen Notbetrieb. Dies führt dazu, dass die Grundversorgung (Essen, Duschen, Medizinische Versorgung) für obdachlose Menschen kaum noch zur Verfügung steht und führt zu großen Schwierigkeiten im Alltag obdachloser Menschen, da sie sich nicht einfach zuhause zurückziehen und schützen können. Im Diakonie-Zentrum für Wohnungslose wird derzeit ein Notbetrieb aufrechterhalten. Die Nutzung der Postanschrift und der Geldverwaltung ist weiterhin sichergestellt. Es wird seit dieser Woche ebenso eine warme Mahlzeit verteilt. Nach einer kleinen Pause ist nun auch wieder der Mitternachtsbus unterwegs. Die Kolleginnen und Kollegen der Straßensozialarbeit sind weiterhin in der Stadt unterwegs und für hilfebedürfte Obdachlose ansprechbar. Wir alle arbeiten an kreativen Lösungen, um eine Hilfe für obdachlose Menschen zu gewährleisten.
SeitenWechsel: Wie können die Menschen Sie als Einrichtung unterstützen?
Johan Graßhoff: Viele der Maßnahmen, die sich an die allgemeine Bevölkerung richten – Selbstisolierung, erhöhte Hygiene, Zuhause bleiben, strikte soziale Distanzierung – sind keine realistische Perspektive für Menschen, die obdachlos oder wohnungslos sind. Als Diakonie-Zentrum für Wohnungslose benötigen wir dringend Geld- und Sachspenden, damit wir zum Beispiel Lunchpakete organisieren können. Es werden auch Atemschutzmasken für den Mitternachtsbus benötigt. Ebenso ist es möglich, kleine Geldbeträge auf der Straße zu verteilen, damit obdachlose Menschen sich selber versorgen können.
SeitenWechsel: Welche guten Seiten hat die Situation im Moment? Was könnte positives daraus entstehen?
Johan Graßhoff: Wir müssen als Gesellschaft solidarisch sein. Nur so können wir der Pandemie begegnen und sie bekämpfen. Viele machen sich nun Gedanken über obdachlose Menschen. Das sollten wir nutzen, damit sich nachhaltig etwas für obdachlose Menschen verändert.