Wie ist die Lage im DRK Harburg-Huus?
SeitenWechsel bietet Perspektivwechsel und Einblicke in Lebenswelten, mit denen unsere Teilnehmer/innen sonst wenig Berührung haben. Diese Einblicke möchten wir auch jetzt, während der Corona-Pandemie, bieten, wenn unsere Arbeit nicht durchführbar ist wie sonst.
Wir haben Thorben Goebel-Hansen, Leiter des DRK Harburg-Huus im Süden Hamburgs gefragt, wie es den Kolleginnen und Kollegen, den Klientinnen und Klienten in seiner Einrichtung geht.
SeitenWechsel: Wie sieht die Lage bei Ihnen aus?
Thorben Goebel-Hansen: Das Harburg-Huus ist weiterhin rund um die Uhr für obdachlose Menschen und deren Hunde im Einsatz. Dadurch, dass in den vergangenen Tagen zahlreiche Angebote für Obdachlose hamburgweit stark eingeschränkt wurden oder momentan ganz pausieren, werden unsere Hilfeleistungen noch mehr als sonst nachgefragt. Um unseren Betrieb weiterhin aufrechterhalten zu können, müssen wir zum Beispiel auf Direktkontakt in der Sozialberatung, Freizeitangebote oder Publikumsveranstaltungen verzichten. Auch haben wir im Bereich des Tagesaufenthalts und der Übernachtung den räumlichen Abstand zwischen den Gästen vergrößert und zudem unsere ehrenamtlichen Helfer, Praktikanten und FSJler vorsorglich gebeten, nicht zu kommen, um das Risiko einer Ansteckung zu reduzieren. In diesen Tagen ist das Harburg-Huus ausschließlich für obdachlose Menschen geöffnet.
Die momentane Situation ist für die Mitarbeitenden und die Gäste eine besondere Herausforderung, der alle Beteiligten jedoch mit viel Verständnis, Motivation, gegenseitiger Rücksichtnahme und Unterstützung begegnen. Dafür bedanke ich mich sehr bei meinem Team und unseren Gästen!
SeitenWechsel: Wie können die Menschen Sie als Einrichtung unterstützen?
Thorben Goebel-Hansen: Beim DRK Hamburg-Harburg betreiben wir mit dem Harburg-Huus eine Einrichtung für obdachlose Menschen, die keine öffentlichen Mittel erhält und für den Betrieb auf Spenden angewiesen ist. Um Kontakte zu reduzieren oder zu vermeiden, können wir vor Ort gegenwärtig leider keine Sachspenden entgegennehmen. Der Verzicht auf öffentliche Veranstaltungen bzw. Publikumsverkehr hat zudem zur Folge, dass wir zum Teil Spenderinnen und Spender nicht erreichen. Auch wir bitten ja gerade alle Mitmenschen darum, zu Hause zu bleiben und damit auch diejenigen zu schützen, die kein Zuhause haben. Wir sehen, dass unsere Hilfeleistungen gerade in dieser Zeit mehr denn je gefragt sind. Deshalb freuen wir uns natürlich sehr über finanzielle Zuwendungen.
SeitenWechsel: Welche guten Seiten hat die Situation im Moment? Oder was könnte Positives daraus entstehen?
Thorben Goebel-Hansen: Die aktuelle Lage ist für alle Kolleginnen und Kollegen sowie Gäste eine hohe Belastung. Es gehört jedoch zu unserer täglichen Arbeit, dass wir in Krisensituationen, und seien sie noch so tragisch, stets das Positive herausarbeiten und hieraus eine Perspektive entwickeln. In diesem Sinne erproben wir gerade zum Beispiel digitale Sozialberatung oder verstärken über unsere Social-Media-Kanäle den Kontakt zu Netzwerkpartnern sowie Freunden und Förderern unserer Einrichtung. Das gelingt bisher recht gut und wir bekommen hierzu viele positive Rückmeldungen. Dennoch möchte ich betonen, dass die Lage momentan wirklich ernst ist und wir alle auf eine zeitnahe Besserung der Situation hoffen.