Im Fokus: Lernreise in eine fremde Welt vor der eigenen Haustür
Unternehmen organisieren Lernreisen, um Inspiration und Input für die eigene Veränderung zu erhalten, besuchen Start-Ups oder digitale Pioniere. Otto Scharmer – der mit der Theory U – erzählt von der Lernreise eines Autoproduzenten zu einer Praxis traditioneller chinesischer Medizin (TCM). Dort hören sie, wie der menschliche Körper sich nachts in den Traumphasen regeneriert. Die Idee der Selbstdiagnose von Autos, während sie nachts "träumen", also herumstehen, ist geboren, eine Praxis, die sich heute etabliert hat.
Menschen aus Unternehmen wechseln für eine Woche in die schwer zugängliche Welt vor ihrer Haustür, zu Menschen mit Behinderung, Flüchtlingen, ins Hospiz, zu Drogenkranken
Das ist der Clou von Lernreisen: Der fremde Kontext inspiriert. Aus der anderen Welt funken Ideen in die eigenen Gewohnheiten hinein. Nichts anderes, denke ich, ist ein SeitenWechsel, wenn Menschen aus Unternehmen für eine Woche in die schwer zugängliche Welt vor ihrer Haustür wechseln, zu Menschen mit Behinderung, Flüchtlingen, ins Hospiz, zu Drogenkranken.
Lernreisen: Der fremde Kontext inspiriert. Aus der anderen Welt funken Ideen in die eigenen Gewohnheiten hinein. Nichts anderes, denke ich, ist ein SeitenWechsel.
Gute Vor- und Nachbereitung ist wesentlich, damit aus der bewegenden Erfahrung beim SeitenWechsel eine professionelle Lernreise wird.
Vorher die Erwartungen klären: Was interessiert mich am meisten? Mit wem will ich worüber sprechen? Wie kann ich gut fragen und zuhören? Intensive Reflexion tut dann gut – während der SeitenWechsel-Woche mit der Ansprechperson in der Sozialen Einrichtung und nach der Woche mit dem SeitenWechsel-Team: Was hat mich am meisten überrascht – bei mir und anderen? Was hat mein Herz berührt? Wenn die soziale Einrichtung ein Lebewesen wäre – welches wäre es? Und was könnte es mir und uns sagen, wenn es reden könnte? Was kann uns diese Einrichtung über mich sagen – und was über uns als Unternehmen? Welche Gedanken und Ideen springen aus diesen Tagen herüber in mein Leben und unser Unternehmen?
Bei Lernreisen sind sie in kleinen Gruppen unterwegs, machen gemeinsame Erfahrungen – und werten sie gemeinsam für ihr Herkunftsunternehmen aus.
Noch sind viele Führungskräfte bei ihrem SeitenWechsel alleine. Bei Lernreisen hingegen sind sie in kleinen Gruppen unterwegs, machen gemeinsame Erfahrungen – und werten sie gemeinsam für ihr Herkunftsunternehmen aus. Das wäre der nächste Schritt beim SeitenWechsel, den manche Unternehmen jetzt schon gehen: Alle im Entwicklungsteam, in einer Kerngruppe für ein Veränderungsprojekt, in einem Führungsteam machen den SeitenWechsel – es muss ja nicht in der gleichen Woche sein – und sie werten ihn gemeinsam aus. Was auch immer im Detail herauskommt: Mut, Gelassenheit und Offenheit für große Veränderungen, so meine These, sind dabei.
Quelle: Otto Scharmer, The Essentials Of Theory U, p. 85, 95f.
Andreas Grabenstein ist Geschäftsführer von persönlichkeit+ethik GbR, Kooperationspartner von SeitenWechsel in der Region Bayern.