Im Fokus: SeitenWechsel digital – geht das?
Das Programm SeitenWechsel steht nun schon seit über 20 Jahren für direkte Begegnungen, dafür, ins Gespräch zu kommen und sich einzulassen auf Menschen in schwierigen Lebenslagen. Dieses Programm digitalisieren? Unmöglich, möchte man meinen.
Durch die Pandemie gab es eine Vollbremsung im Programm. Direkte Begegnungen waren nicht mehr möglich und alles wurde auf den Kopf gestellt – vor allem unsere bisherigen Annahmen zur Digitalisierung, auch in Bezug auf soziale Einrichtungen. Einrichtungen waren auf einmal Expert*innen in der digitalen Kommunikation. Eine Einrichtung zum Beispiel richtete Microsoft Teams für obdachlose Menschen ein, um auf Distanz mit ihnen zu kommunizieren. So wie wir es schon oft feststellten, gab es hier Parallelen zu Führungskräften und deren Mitarbeiter*innen im Homeoffice. So starteten wir mit einer digitalen Veranstaltung, die Teilnehmer*innen ins Gespräch mit einer sozialen Einrichtung brachte und ihnen einen anderen Blick auf das Thema “Führen auf Distanz” gab. Weitere Dialogveranstaltungen folgten. Und auf einmal stellten wir fest, dass es für einzelne Teilnehmer*innen sogar einfacher war in dem geschützten digitalen Raum, im eigenen Arbeitszimmer oder der Küche, eine Frage zu stellen. So konnten wir die Themen Sucht, psychische Erkrankungen und Umgang mit Trauer einmal neu durchleuchten.
Aus den Erfahrungen mit digitalen Dialogveranstaltungen für Führungskräfte entstand die Idee, solche Einblicke in soziale Einrichtungen auch für junge Menschen anzubieten. Nun zum zweiten Mal in diesem Jahr bieten wir das gemeinnützige Programm NEXTGeneration.social für 16- bis 25-jährige Auszubildende, Schüler*innen und Studierende an.
Mittlerweile gab es auch den ersten digitalen Markttag für SeitenWechsler*innen, die an diesem Tag Einzelgespräche mit Vertreter*innen sozialer Einrichtungen führen und eine soziale Einrichtung für ihre SeitenWechsel-Woche auswählen konnten. Direkte Begegnungen, ohne sich direkt zu begegnen – kann das funktionieren? Wir haben es ausprobiert und können bestätigen, dass die Teilnehmer*innen auch digital intensive Gespräche führen und die sozialen Einrichtungen kennenlernen können.
Elke Sank
Photo by Christin Hume on Unsplash