Wie ist die Lage bei Drinnen und Draussen?
SeitenWechsel bietet Perspektivwechsel und Einblicke in Lebenswelten, mit denen unsere Teilnehmer/innen sonst wenig Berührung haben. Diese Einblicke möchten wir auch jetzt, während der Corona-Pandemie, bieten, wenn unsere Arbeit nicht durchführbar ist wie sonst.
Wir haben Ralf Pagenkämper, Projektkoordinator bei Drinnen und Draussen des Vereins für Berliner Stadtmission gefragt, wie es den Kolleginnen und Kollegen, den Klientinnen und Klienten in seiner Einrichtung geht. Drinnen und Draussen ist eine Beratungsstelle, die von Haft bedrohte, inhaftierte oder haftentlassene Menschen sowie deren Angehörige durch entsprechende Angebote unterstützt.
SeitenWechsel: Wie sieht die Lage bei Ihnen aus?
Ralf Pagenkämper: Wir sind noch alle gesund und die Lage in unserem Projekt sieht entsprechend gut aus. Unsere Klienten sind vorwiegend Inhaftierte der Berliner Vollzugsanstalten. Der geschlossene Vollzug ist nun wirklich „geschlossen“, somit können keine weiteren Beratungsgespräche geführt werden. Anders sieht es in den Offenen Vollzügen des Landes Berlin aus. Viele sind beurlaubt worden und können somit aus dem Urlaub heraus die Beratungsgespräche weiter führen. Die nicht Beurlaubten haben mit wenigen Ausnahmen eine Ausgangssperre und verbleiben im Vollzug. Wie lange diese Maßgaben bestehen bleiben, ist noch unbekannt. Die Mitarbeiter/innen haben für diese Zeit ihren Anspruch auf Jahresurlaub entsprechend eingeplant. Bis Ende April wird ein(e) Mitarbeiter/in immer anwesend sein, so dass die geplanten Beratungsgespräche zu jeder Zeit geführt werden können. Auch unter den Inhaftierten gibt es ein hohes Verständnis für die getroffenen Maßnahmen der Senatsverwaltung für Justiz in Berlin.
SeitenWechsel: Wie können die Menschen Sie als Einrichtung unterstützen?
Ralf Pagenkämper: Die Tätigkeit in der Straffälligenhilfe kann von außen nicht unterstützt werden. Für das Werk der Berliner Stadtmission gilt jedoch ein anderer Zusammenhang. Bereits jetzt arbeiten viele Angestellte und Ehrenamtliche am Limit. Spenden, direkt an die Berliner Stadtmission, oder Sachspenden für Bedürftige, sind und bleiben sehr wichtig.
SeitenWechsel: Welche guten Seiten hat die Situation im Moment? Was könnte positives daraus entstehen?
Ralf Pagenkämper: Die Menschen unterstützen sich gegenseitig in dieser schwierigen Situation. Viele sind bereit, auch in der Not, denen zu helfen, deren Not noch viel höher ist. Die Bereitschaft in der Gesellschaft sowohl mit vielen außergewöhnlichen Ideen und Hilfsangeboten als auch Danksagungen ist schon beeindruckend. Wir hoffen, nach der Krise, dass die Mitarbeitenden in unterschiedlichen Einrichtungen, die Menschen in der Not unterstützen, behandeln und begleiten, neu gewertet wird und ihre Arbeit eine höhere Anerkennung erfährt.