Wie ist die Lage bei der Kindeswohl-Berlin gGmbH?
SeitenWechsel bietet Perspektivwechsel und Einblicke in Lebenswelten, mit denen unsere Teilnehmer/innen sonst wenig Berührung haben. Diese Einblicke möchten wir auch jetzt, während der Corona-Pandemie, bieten, wenn unsere Arbeit nicht durchführbar ist wie sonst.
Wir haben Anke Konrad, Bereichsleiterin und zukünftige pädagogische Gesamtleitung und Susanne Ferjani, Geschäftsführerin bei der Kindeswohl-Berlin gGmbH gefragt, wie es den Kolleginnen und Kollegen, den Klientinnen und Klienten in ihrer Einrichtung geht.
SeitenWechsel: Wie sieht die Lage bei Ihnen aus?
Anke Konrad: Die Lage ist trotz der angespannten Krisensituation und der angeordneten Verhaltensrichtlinien besonnen. Wir haben gegenwärtig KEINE Covid-19-Infektionen! Unsere Kollegen und Kolleginnen geben Handlungssicherheit! Eine absolute Belastung sind die Kita- und Schulschließungen, unsere Mitarbeitenden befinden sich 24/7 in abwechselnden Diensten. Das „homeschooling“ stellt dabei eine extreme Herausforderung dar, es besteht durch die verschiedenen Altersgruppen und Motivationen ein sehr unterschiedliches Lerntempo. Veränderungen gibt es natürlich auch für unsere Kinder und Jugendlichen sowie Familien, die diese Begrenzungen nur sehr schwer verstehen und teilweise auch ablehnen. Das Kontaktverbot zu den Eltern und Familien stellt eine zusätzliche psychische Belastung für unsere Kinder dar. Aber unsere Mitarbeitenden versuchen das Leben in ihrem jetzigen Zuhause bei Kindeswohl-Berlin so normal wie möglich zu gestalten. Leider mussten wir für unsere Mitarbeitenden eine Urlaubssperre verhängen.
SeitenWechsel: Wie können die Menschen Sie als Einrichtung unterstützen?
Anke Konrad: Unterstützung benötigen wir momentan in Form von Spenden für Freizeitgestaltung (Bastel- und Spielmaterialien), Hygieneartikel etc. Wir bekommen keine Desinfektionsmittel und geraten an die Grenze, unsere Kolleginnen, Kollegen sowie Kinder schützen zu können. Teilweise verhängte Quarantänen gehen über die Belastbarkeit hinaus. Eine Kollegin war 14 Tage und Nächte mit 9 Kindern in einem Haus alleine! Niemand durfte rein oder raus … Das verdient unsere absolute Hochachtung!!!
Susanne Ferjani: Gesamtgesellschaftlich wünschen wir uns mehr Anerkennung, eine steuerfreie Einmalzahlung für unsere Kolleginnen und Kollegen sowie Vertretungsgelder für zusätzliches möglicherweise erforderlich werdendes Personal. All das können wir aus den festgelegten Kostensätzen nicht alleine stemmen. Derzeit sind wir leider eine zu wenig beachtete Randgruppe im sozialen Versorgungs- und Unterstützungssystem, aber auch wir arbeiten systemrelevant!
SeitenWechsel: Welche guten Seiten hat die Situation im Moment? Was könnte positives daraus entstehen?
Susanne Ferjani: Der absolute Zusammenhalt, Kolleg/innen und auch einige Spender/innen, die sofort beherzt zupacken und in den Lösungsmodus schalten. Man lernt Menschen ein 2. Mal neu kennen und zwar auf eine so positive und erstaunliche Weise, dass die Krise auch ein Fünkchen Hoffnung gibt. Die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern und dem Senat ist unkonventioneller, teilweise auch unbürokratischer geworden. Mal schauen was sich noch außergewöhnliches ergibt. Die Kommunikation mit- und untereinander ist emphatischer und solidarischer.