Wie ist die Lage im Seeling Treff?
SeitenWechsel bietet Perspektivwechsel und Einblicke in Lebenswelten, mit denen unsere Teilnehmer/innen sonst wenig Berührung haben. Diese Einblicke möchten wir auch jetzt, während der Corona-Pandemie, bieten, wenn unsere Arbeit nicht durchführbar ist wie sonst.
Wir haben Alexander Krasny, Einrichtungsleitung der Wohnungslosentagesstätte „Seeling Treff“ der GEBEWOpro gGmbH gefragt, wie es den Kolleginnen und Kollegen, den Klientinnen und Klienten in seiner Einrichtung geht.
SeitenWechsel: Wie sieht die Lage bei Ihnen aus?
Alexander Krasny: Wir haben seit dem 16. März 2020 einen reduzierten Betrieb und bieten Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag zwischen 10 und 14 Uhr nur noch eingeschränkte Angebote an. In dieser Zeit können einzelne Besucher*in bei uns Beratung, Kleiderkammer, Duschen, Wäschewaschen, Postadresse, Schließfächer, Hygieneangebote und die Toilette nutzen. Zwischen 11 und 13 Uhr findet an der Eingangstür eine Essensausgabe statt. Wir versuchen größere Menschenansammlungen vor dem Seeling Treff zu vermeiden.
Auffällig ist für uns, dass viele Besucher*innen mit der fehlenden Struktur nicht gut zurechtkommen und teilweise Rückfällig werden und/oder stärker verwahrlosen.
SeitenWechsel: Wie können die Menschen Sie als Einrichtung unterstützen?
Alexander Krasny: Weiterhin können wir Sachspenden (Kleidung, Schuhe, Unterwäsche vor allem für Männer) gut gebrauchen, aber auch Essens- und Getränkespenden (am besten verpackt zum Mitgeben).
Insgesamt wünschen wir uns natürlich viel Solidarität für die Menschen, die besonders von der aktuellen Krise betroffen sind und dass obdachlose Menschen nicht nur als mögliche Krankheitsüberträger wahrgenommen werden.
SeitenWechsel: Welche guten Seiten hat die Situation im Moment? Was könnte positives daraus entstehen?
Alexander Krasny: Wir sehen das inzwischen auch Lösungen möglich sind, die vorher als unmöglich galten (z.B. bei der Unterbringung Obdachloser, aber hier ist auch noch viel Luft nach oben). Die jetzige Situation bietet die große Chance, gesamtgesellschaftlich viel zu verändern, aber dies muss auch politisch unterstützt werden, sonst glaube ich an wenig positive Veränderungen.